Mehr als nur Typ-1 oder Typ-2

Die Ergebnisse der DiMelli-Studie deuten auf unterschiedliche Diabetesformen hin. Die vom DZD geförderte DiMelli-Studie untersucht die verschiedenen Phänotypen (Erscheinungsformen) von Diabetes mellitus abhängig von ihren immunologischen, metabolischen und genetischen Profilen. Obgleich die Bildung von Autoantikörpern mit spezifischen klinischen Merkmalen sowie Stoffwechsel-Markern assoziiert ist, lassen sich die verschiedenen Diabetesformen anhand dieser Assoziation nicht klar voneinander abgrenzen und es bestehen vielfach Überschneidungen. Dies berichten Wissenschaftler in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift ‚PLOS ONE‘ und betonen die Bedeutung der Erkenntnisse für das umfassende Verständnis und die Klassifikation des Diabetes.

Die DiMelli (Diabetes Mellitus Incidence Cohort Registry)-Studie untersucht Häufigkeit und Charakteristika der Diabetestypen bei Kindern und Jugendlichen unter 20 Jahren. Hintergrund der Studie ist die steigende Inzidenz von Diabetes mellitus, insbesondere im Kindes- und Jugendalter. Gefördert wird das Projekt durch das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung (DZD). Die Messungen der Bioproben führt das Labormedizinische Zentrum (LMZ) am Helmholtz Zentrum München (HMGU) zentral durch – dies gewährleistet eine hohe Qualität und Vergleichbarkeit der laborchemischen Parameter. Grundlage für die Studie ist ein einzigartiges bayerisches Diabetesregister, das Daten zu biologischen Parametern im Blut und phänotypischen Eigenschaften, also körperlichen Symptomen und Merkmalen, bei frisch diagnostizierten Diabetikern erhebt. Anhand eines Fragebogens werden Charakteristika zur beim jeweiligen Patienten vorliegenden Erkrankungsform ermittelt, wie beispielsweise Körpergewicht und Gewichtsverlauf sowie Blutzuckerwerte, die Restfunktion der eigenen Insulinproduktion und weitere Biomarker.
Das Wissenschaftlerteam um Professor Dr. Anette-Gabriele Ziegler, Dr. Katharina Warncke und Dr. Andreas Beyerlein, vom Institut für Diabetesforschung (IDF), HMGU, der Forschergruppe Diabetes der Technischen Universität München (TUM) und der Kinderklinik Schwabing, Klinikum Schwabing (StKM) und Klinikum rechts der Isar der TUM, wertete nun erste Daten der DiMelli-Studie aus.
Zwischen April 2009 und Juni 2012 wurden 630 Personen ins Register aufgenommen, von denen 522 zwei oder mehr Diabetes-spezifische Antikörper und 64 Studienteilnehmer jeweils einen Antikörper aufwiesen. Bei 44 Teilnehmern ließen sich keine Autoantikörper nachweisen. Das Vorliegen von Antikörpern charakterisiert den autoimmunen Typ-1-Diabetes, während der Typ-2-Diabetes ohne eine spezifische immunologische Reaktion verläuft. Obwohl sich die Teilnehmer mit und ohne Diabetes-spezifische Autoantikörper erwartungsgemäß in den Charakteristika Körpergewicht, Gewichtsverlust und Restfunktion der Insulinproduktion unterschieden, ließen sich die phänotypischen Eigenschaften den Erkrankungsformen nicht eindeutig zuordnen. Die Bildung von Autoantikörpern geht also nicht mit einer klar trennbaren Kombination von anderweitigen Blutwerten und klinischen Merkmalen einher.
Die Autoren konstatieren daher, dass eine starre Einteilung des Diabetes den neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht mehr gerecht wird. Vielmehr scheint es ein Kontinuum an Formen und Mischtypen des Diabetes zu geben. „Eine verfeinerte Unterscheidung und Diagnostik verschiedener Diabetesformen ist wichtig, um richtige Behandlungsschritte einzuleiten und den Patienten korrekte Informationen zu ihrer Erkrankung anbieten zu können“, erklärt Ziegler. „Weitere Untersuchungen müssen nun klären, wie sich die Phänotypen langfristig entwickeln und wie sich die Verteilung von Diabetesformen und ihren Merkmalen bei erwachsenen Patienten verhält.“

Wer an einer Studie zu Typ 1 Diabetes teilnehmen möchte, kann sich unverbindlich informieren bei: Institut für Diabetesforschung, Helmholtz Zentrum München
Direktorin: Univ.-Prof. Dr. med. Anette-Gabriele Ziegler
Kostenlose Info-Hotline: 0800 82 84 86 8
E-Mail: prevent.diabetes(at)lrz.uni-muenchen.de
Internet: www.diabetes-studien.de

Original-Publikation:
Warncke, K. et al. (2013): Does Diabetes Appear in Distinct Phenotypes in Young People? Results of the Diabetes Mellitus Incidence Cohort Registry (DiMelli), PLOS ONE, doi:10.1371/journal.pone.0074339.s002

Link zur Fachpublikation

Quelle: Deutsches Zentrum für Diabetesforschung

Schreibe einen Kommentar