Vor der Abstimmung des Europäischen Parlamentes über die künftige Nährwertkennzeichnung von Lebensmitteln hat die Verbraucherrechtsorganisation foodwatch ein starkes Votum für die Ampelkennzeichnung gefordert. „Über eine verpflichtende Nährwertkennzeichnung wird debattiert, weil die Politik Maßnahmen gegen die Volkskrankheit Übergewicht ergreifen wollte. Wenn es den Abgeordneten damit wirklich ernst ist, kann das Ergebnis nur lauten: Ampelkennzeichnung, europaweit, verpflichtend“, erklärte der stellvertretende foodwatch-Geschäftsführer Matthias Wolfschmidt. Neben Verbraucherorganisationen hat sich eine Vielzahl von Ärzteverbänden, Sozialversicherern und Patientenverbänden aus ganz Europa in den vergangenen Monaten für die Ampel ausgesprochen. Ernährungswissenschaftler haben anhand der Erfahrungswerte aus Großbritannien belegt, dass die Ampel am besten verstanden wird. Auch Wirtschaftswissenschaftler sprechen sich inzwischen für die Ampel aus. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) stellt in seinem jüngst erschienenen Wochenbericht (Nr. 22) fest: „Die Ampel erreicht die Verbraucher am besten.“ Und folgert daraus: „Die Politik sollte einer farblichen Gestaltung der Nährwert-Angaben den Vorzug geben.“
Die einzigen Stimmen gegen die Ampelkennzeichnung kommen aus der Lebensmittelbranche. „Die Lebensmittelmultis und ihre Lobbyorganisationen zittern vor der Abstimmung im Europaparlament. Mit der Ampel würde ihnen niemand mehr ihre dreisten Werbeversprechen von Fitness und Gesundheit für überzuckerte, fettige Industrieprodukte abnehmen“, so Matthias Wolfschmidt.
Bei der ersten Abstimmung im federführenden Umweltausschuss des Europaparlaments (ENVI) im März 2010 kam es zu einem Patt zwischen Befürwortern und Gegnern (30 zu 30 Stimmen). Damit wurde die Ampel denkbar knapp abgelehnt. Der stellvertretende foodwatch-Geschäftsführer Matthias Wolfschmidt: „Die Ampel-Abstimmung im Europa-Parlament wird zeigen, ob wir in einem Europa der Bürger oder der Industrie leben: Nehmen die Parlamentarier den Wunsch der Bürger nach einer verständlichen Nährwertkennzeichnung ernst oder nur die Geschäftsinteressen der Konzerne?“
Am Dienstag, den 15. Juni 2010, findet die Debatte über die Nährwertkennzeichnung im Europaparlament statt. Die Abstimmung ist für Mittwoch, den 16. Juni, geplant. Nach der Abstimmung des Europaparlaments muss sich noch der Europäische Rat der 27 zuständigen Fachminister mit der Verordnung befassen. Erst bei einer Einigung zwischen Parlament und Rat wird eine verbindliche Nährwertkennzeichnung festgelegt.
Kontakt: Christiane Groß, foodwatch e.V., presse@foodwatch.de, 030 / 24 04 76 23