40 Gramm Ballaststoffe täglich verbessern den Zuckerstoffwechsel

Stoffwechselgesunde Menschen sollten täglich 30 Gramm Ballaststoffe verzehren, Menschen mit Diabetes mellitus auf Empfehlung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) sogar 40 Gramm über die Nahrung aufnehmen. Denn laut wissenschaftlichen Untersuchungen können die Pflanzenfasern Volkskrankheiten wie Diabetes Typ 2 vorbeugen, aber auch bei einer bestehenden Diabetes-Erkrankung den Zuckerstoffwechsel verbessern. Außerdem senken sie den Cholesterinspiegel, fördern die Verdauung und sättigen lange. Darauf weist die Deutsche Diabetes-Hilfe hin.
Ballaststoffe sind pflanzliche Nahrungsbestandteile, die zu den Kohlenhydraten gehören. Sie können kaum von Darmenzymen aufgespalten, verdaut und vom Körper verwertet werden. Man unterscheidet zwischen löslichen und unlöslichen Ballaststoffen. Lösliche wie Pektin oder Inulin kommen meist in Obst und Gemüse vor und werden von Bakterien fermentiert. Unlösliche wie Zellulose und Hemizellulose sind in Getreide enthalten und werden kaum fermentiert. „Ein hoher Vollkornkonsum verringert bei stoffwechselgesunden Menschen das Diabetes-Risiko“, sagt Professor Dr. med. Andreas F. H. Pfeiffer, Leiter der Abteilung für Klinische Ernährung am Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) Potsdam-Rehbrücke und Leiter der Abteilung für Endokrinologie, Diabetes und Ernährung der Charité Campus Benjamin Franklin/Charité Universitätsmedizin Berlin. Die Gründe hierfür seien allerdings noch nicht restlos geklärt. Erwiesen ist jedoch, dass Ballaststoffe den Anstieg des Blutzuckerspiegels nach Kohlenhydraten bremsen. Zudem senken sie auch die Blutfettwerte und fördern die Verdauung. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) empfiehlt daher Menschen mit Diabetes, täglich 40 Gramm über ballaststoffreiche Lebensmittel wie Getreidevollkornprodukte, Salate, Rohkost, Gemüse, Hülsenfrüchte, Beerenobst, Nüsse und Leinsamen aufzunehmen.

Daten der Nationalen Verzehrstudie II zufolge essen hierzulande Frauen durchschnittlich 23 Gramm Ballaststoffe täglich, Männer 25 Gramm. Professor Pfeiffer erläutert mögliche Gründe, warum die Zufuhr unter den Empfehlungen bleibt: „Manche Menschen befürchten, dass Hülsenfrüchte wie Bohnen bei ihnen Magen-Darm-Beschwerden, insbesondere Blähungen, auslösen. Andere wiederum mögen den Geschmack von Vollkornprodukten nicht“. Außerdem sind ballaststoffreiche Lebensmittel mitunter kalorienreich: Wer als stoffwechselgesunder Mensch seinen täglichen Ballaststoffbedarf von 30 Gramm über Vollkornbrot decken will, muss 300 Gramm davon verzehren. Diese Menge enthält jedoch 600 bis 700 Kilokalorien – Brotbelag nicht mit eingerechnet. „Für übergewichtige Menschen, die bereits an Diabetes Typ 2 erkrankt sind, sind hochkalorische Lebensmittel wie Vollkornbrot von Nachteil, weil eine weitere Gewichtszunahme die Stoffwechseleinstellung verschlechtern kann“, sagt Professor Dr. med. Thomas Haak, Vorstandsmitglied von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe und Chefarzt am Diabetes Zentrum Mergentheim, Bad Mergentheim. „Wer nicht gerne ballaststoffreiche Lebensmittel wie Vollkorngetreideprodukte, Rohkost und Hülsenfrüchte isst oder wegen Übergewicht auf seine Kalorienzufuhr achten muss, kann auch zu Konzentraten mit sogenannten isolierten Ballaststoffen greifen“, so Professor Haak.

In einem Ballaststoff- Verhältnis von zwei Dritteln isolierter Haferfaser und einem Drittel löslicher Ballaststoffe wie Flohsamen haben isolierte Ballaststoffe positiven Einfluss auf diabetesrelevante Stoffwechselparameter, darüber hinaus wirken sie verdauungsfördernd, binden körpereigenes Cholesterin und verringern aufgrund der Quellung im Magen das Hungergefühl. Solche Produkte sind nahezu kalorienfrei und können die tägliche Ernährung ergänzen.

Innerhalb der politischen Kampagne „Diabetes STOPPEN – jetzt!“ (www.diabetes-stoppen.de) fordert die gemeinnützige Organisation diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe, dass Menschen mit Diabetes für eine langfristig erfolgreiche Therapie umfassender zu Ernährung und Bewegung betreut und geschult werden.

Quelle: Deutsche Diabetes Hilfe

Untersuchung der Darmflora könnte die Früherkennung und Behandlung des Typ-2-Diabetes verbessern

Die Darmflora im menschlichen Körper ist ein komplexes Ökosystem, das von einigen tausend Bakterienarten besiedelt ist. Ihr Gesamtgewicht beträgt etwa 1,5 Kilogramm. Menschen mit Adipositas und Typ-2-Diabetes (T2D) weisen Veränderungen in ihrer Darmflora auf. Diese von Gesunden abweichenden Merkmale könnten zukünftig zur Früherkennung und Behandlung von Diabetes beitragen. Die Erforschung der Wechselwirkungen zwischen Darmbakterien und ihrem Wirt, dem Menschen, steht allerdings noch am Beginn. Über diesen Forschungsansatz diskutierten Wissenschaftler beim Diabetes Kongress 2013, der 48. Jahrestagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft, unter dem Motto „Forschung von heute für die Praxis von morgen“ vom 8. bis 11. Mai 2013 in Leipzig

Während der gemeinsamen Entwicklung von Mensch und Mikroben wurde der menschliche Darmtrakt von einigen tausend Bakterienarten besiedelt, deren Gesamtgewicht ungefähr 1,5 Kilogramm ausmacht. „Die Gene der heutzutage im Darmtrakt gesunder Menschen lebenden Bakterien sind in der Summe zahlreicher als die des menschlichen Organismus“, sagt Professor Dr. Michael Roden, Leiter der Univ. Klinik für Endokrinologie und Diabetologie, des Instituts für Klinische Diabetologie und Wissenschaftlicher Geschäftsführer des Deutschen Diabetes-Zentrums, Leibniz Zentrum für Diabetesforschung an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Nach aktuellen Analysen umfasst das Erbgut des Bakterienbestands in der Darmflora rund 3,3 Millionen Gene, im Vergleich zu nur 23.000 Genen des menschlichen Organismus.

Untersuchungen haben gezeigt, dass die Darmflora einzelner Menschen in hohem Mass übereinstimmt. Auf der Grundlage des Genstammes der Darmbakterien können Einzelpersonen in drei Gruppen, die sogenannten Enterotypen, eingeteilt werden, erklärt Professor Roden: „Jeder Enterotyp zeichnet sich durch ein anderes bakterielles Ökosystem aus, mit vorwiegendem Anteil von ‚Bacteroides‘, ‚Prevotella‘ oder ‚Ruminococcus‘. Personen können sich somit in der Zusammensetzung der Bakterienarten, den Enterotypen und den bakteriellen Genen unterscheiden.“ Solche Merkmale der menschlichen Darmflora seien von grossem Interesse für die Erforschung von vorbeugenden und therapeutischen Ansätzen des Typ-2-Diabetes, erläutert Roden: „Anhand einer Studie, in der 345 Personen chinesischer Herkunft untersucht wurden, konnte gezeigt werden, dass Patienten mit Typ-2-Diabetes eine veränderte Darmflora aufweisen, in der bestimmte Bakterien mit ganz spezifischen Genen vermehrt vorkommen.“ Ein daraus abgeleiteter Mikrobiota-T2D-Index könnte zukünftig bei der Untersuchung bislang gesunder Menschen die Vorhersage einer Diabetes-Erkrankung mit rund 80 Prozent Treffsicherheit ermöglichen

Bei Menschen mit Adipositas und bereits bestehendem Typ-2-Diabetes scheint eine Wiederherstellung einer gesunden Darmflora bisher schwierig und meist nur vorübergehend erreichbar. „Allerdings führt die Verwendung von Probiotika im Tiermodell sowie in einer noch geringen Anzahl von klinischen Studien zu vielversprechenden Ergebnissen“, sagt Professor Roden. Probiotika sind Zubereitungen aus lebenden Mikroorganismen wie etwa Milchsäurebakterien, die verzehrt werden. Auch der sogenannte Fäkaltransfer könnte ein möglicher therapeutischer Ansatz sein, der bereits bei Clostridium difficile-Erkrankungen erfolgreich eingesetzt wird: Dabei werden Exkremente eines gesunden Menschen in den Darm des Erkrankten verpflanzt. „In einer Untersuchung führte die Übertragung von Darmbakterien schlanker Personen in den Darm von Personen mit metabolischem Syndrom bei diesen nach sechs Wochen zu einer Verbesserung der Insulinempfindlichkeit“, so Professor Roden.

Quelle: deutsche-diabetes-gesellschaft.de/presse