Gutes Cholesterin bekämpft hohen Blutzucker – Hilfe bei Typ 2-Diabetes?

High density lipoprotein (HDL)-Cholesterin, das sogenannte „gute“ Cholesterin, ist für einen normalen Glukosestoffwechsel notwendig. Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München haben entdeckt, dass das HDL-Cholesterin auch die Skelettmuskelfunktion verbessert und gleichzeitig Fettmasse verringert. Deswegen könnte HDL als neue Zielstruktur für therapeutische Ansätze bei Metabolischem Syndrom und Typ-2-Diabetes dienen, wie die Wissenschaftler im führenden Herz-Kreislauf Journal ‚Circulation‘ berichten.

Menschen mit Typ-2-Diabetes sind überdurchschnittlich häufig von atherosklerotischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen betroffen. Einer der stärksten unabhängigen Risikofaktoren bei diesen Patienten ist die niedrige Konzentration von High density lipoprotein (HDL)-Cholesterin und seines wesentlichen Bestandteils Apolipoprotein A-I (ApoA-I). Ein internationales Team von Wissenschaftlern um Dr. Susanna Hofmann vom Institut für Diabetes und Regenerationsforschung (IDR) am Helmholtz Zentrum München (HMGU), Partner im Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) und Dr. Maarit Lehti aus dem LIKES Research Center for Sport and Health Sciences, Jyväskylä, Finland, haben nun festgestellt, dass HDL für einen gesunden Stoffwechsel und die Funktion der Skelettmuskulatur erforderlich ist.

In ihrer Studie beobachteten Hofmann und ihr Team, dass ohne den HDL-Bestandteil ApoA-I die Kalorienverbrennung in der Skelettmuskulatur reduziert ist, was zu erhöhten Glukosespiegeln und beeinträchtigter Muskelfunktion führt. Die Wissenschaftler haben außerdem festgestellt, dass HDL und ApoA-I die zelluläre Zuckerverwertung verbessern. Sie konnten erstmalig zeigen, dass erhöhte HDL und ApoA-I-Spiegel im Tiermodel nahrungsbedingte Hyperglykämien (Überzucker) verhindern und davor schützen, dass altersbedingt die Muskelleistung ab- und die Fettmasse zunimmt. Daneben konnten die Wissenschaftler eine verbesserte Funktion der Mitochondrien, der sogenannten Kraftwerke der Zellen, beobachten und dies indirekt durch die deutliche Verringerung eines weiteren Energiestoffwechselsignales, des Fibroblast Growth Factor 21 (FGF-21), bestätigen.

„Unsere Ergebnisse verknüpfen zum ersten Mal Cholesterinwerte mit gestörter Energieverbrennung in der Zelle, die häufig bei Typ-2-Diabetes beobachtet wird. Medikamente, die den Effekt von ApoA-I nachahmen, werden jetzt schon zur Prävention und Behandlung von Atherosklerose in klinischen Studien getestet. Basierend auf unseren Ergebnissen bieten diese Wirkstoffe eventuell auch neue Therapieansätze für Typ-2-Diabetes“, erklärt Dr. Hofmann, die mit ihrem internationalen Team die Wechselwirkungen zwischen Fett- und Glukosestoffwechsel untersucht. Sie fügt hinzu: „Unsere Ergebnisse sind besonders relevant für Frauen mit Typ-2-Diabetes, da ihr Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen im Vergleich zu Männern deutlich erhöht ist. Diese Frauen haben besonders niedrige Konzentrationen von sogenanntem „gutem“ Cholesterin.“

Stoffwechselerkrankungen, wie das Metabolische Syndrom, Adipositas und Typ-2-Diabetes, gehören zu den großen Volkskrankheiten in Deutschland. Sie stehen im Fokus der Forschung am Helmholtz Zentrum München.

Original-Publikation:
Lehti, M. et al (2013). High-density lipoprotein maintains skeletal muscle function by modulating cellular respiration in mice, Circulation, doi: 10.1161/CIRCULATIONAHA.113.001551

Quelle: Presseinformation, www.Helmholz-Muenchen.de, Fachlicher Ansprechpartner: Dr. Susanna Hofmann, Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH), Institut für Diabetes- und Regenerationsforschung, Ingolstädter Landstr. 1, 85764 Neuherberg

Diskussion um Diabetes bei Schauspieler Tom Hanks: DDG warnt vor Verharmlosung der Erkrankung als Lifestyle-Problem

Vor dem Hintergrund der Diskussion um die Diabetes-Erkrankung des US-Schauspielers Tom Hanks warnt die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) vor einer Verharmlosung der Stoffwechselstörung als bloßes Lifestyle-Problem. Der Hollywood-Star leidet seit zwanzig Jahren an überhöhten Blutzuckerwerten und hatte in einer US-Talkshow erklärt, sich keiner Radikaldiät unterziehen zu wollen, wie von seinem Arzt angeraten. Teile der Öffentlichkeit hatten Hanks daraufhin vorgeworfen, er nehme seine Erkrankung nicht ernst. „Weniger Gewicht und mehr Bewegung können den Ausbruch eines Diabetes zwar verzögern, mit zunehmender Erkrankungsdauer nützen Diäten jedoch immer weniger, so dass Medikamente schließlich notwendig werden und einen essenziellen Bestandteil der Therapie bilden“, erklärt Privatdozent Dr. med. Erhard Siegel, Präsident der DDG.

Diabetes Typ 2 ist eine Stoffwechselstörung, bei der das körpereigene Hormon Insulin seine Wirkung verliert und den Zucker im Blut zunehmend schlechter abbauen kann. Verschiedene Studien bei Menschen mit erhöhtem Diabetesrisiko belegen: Lebensstilmaßnahmen können fast die Hälfte aller neuen Diabeteserkrankungen in den ersten Jahren verhindern, nach zehn Jahren sinkt die Quote auf ein Drittel. Um dies zu erreichen, sind mindestens dreißig Minuten Ausdauersport pro Tag erforderlich, eine Verringerung des Körpergewichts um mehr als fünf Prozent und eine bewusste Ernährung mit einem Anteil von 30 Prozent Fett, zehn Prozent gesättigte Fettsäuren und 15 Gramm Ballaststoffen pro 1000 Kilokalorien. „Der Effekt solcher Diäten lässt mit der Zeit jedoch leider häufig nach“, so Siegel.

Darüber hinaus gibt es Menschen, die auf eine Lebensstiländerung mit Gewichtsreduktion gar nicht ansprechen, obwohl sie alle Vorgaben befolgen. Bei etwa der Hälfte der Menschen, die sich in einem Diabetes-Vorstadium befinden, normalisieren Bewegung, Gewichtsreduktion und Ernährung den Blutzucker nicht. „Ob die Lebensstiländerung Erfolg hat, hängt auch von Faktoren ab, auf die wir keinen unmittelbaren Einfluss haben“, erklärt Professor Dr. med. Andreas Fritsche, Pressesprecher der DDG.

Denn Diabetes Typ 2 wird nicht nur durch Überernährung und Bewegungsmangel ausgelöst. Auch genetische Veranlagung und vor allem auch die Funktionstüchtigkeit der insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse, die Betazellen, spielen eine wichtige Rolle bei der Frage, ob ein Diabetes ausbricht oder nicht. „Viele Faktoren können die Wirkung einer Diät aushebeln“, erläutert Fritsche. „So ist zu erklären, warum eine Ernährungsumstellung im Laufe der Jahre immer weniger nützt und Medikamente notwendig werden.“

Tom Hanks musste für seine Ablehnung einer ausschließlichen Radikaldiät zur Behandlung seines Diabetes harsche Kritik einstecken. Die DDG-Experten halten dies für unberechtigt und warnen daher ausdrücklich davor, den Anschein zu erwecken, Diabetes sei allein durch eine Ernährungsumstellung und Gewichtsreduktion dauerhaft in den Griff zu kriegen. „Wer dies unterstellt, verharmlost die Erkrankung als bloßes Lifestyle-Problem“, warnt Andreas Fritsche. Menschen mit Diabetes seien auf ärztliche Behandlung angewiesen, zu der in einem gewissen Stadium der Erkrankung in der Regel eine medikamentöse Therapie gehöre.

Quelle: Deutsche Diabetes Gesellschaft

Gewichtsverlust durch Einsatz von schmalem Schlauch im Dünndarm

Ein kleiner Schlauch im Dünndarm führt zu einer verringerten Nährstoffaufnahme und damit zu reduziertem Körpergewicht und weniger Fettmasse. Zusätzlich kommt es zu einem verbesserten Fett- und Zuckerstoffwechsel. Dies fanden Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München, einem Partner im DZD, in Kooperation mit der Universität Cincinnati, USA, heraus. Die Ergebnisse wurden in der aktuellen Ausgabe des Fachjournals ‚Gut‘ veröffentlicht.
Chirurgische Methoden, wie etwa ein Magenbypass, gehören zu den effektivsten Maßnahmen in der Therapie der Fettleibigkeit (Adipositas). Zudem führen sie zu einer verringerten Insulinresistenz. Allerdings sind dies häufig große operative Eingriffe, die unumkehrbar sind. Die Wissenschaftler um Dr. Kirk Habegger vom Metabolic Disease Institute an der Universität Cincinnati und Prof. Dr. Matthias Tschöp, Scientific Director des Helmholtz Diabetes Center (HDC) am Helmholtz Zentrum München (HMGU), Partner im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD), haben nun eine wesentlich schonendere Therapiemethode bei vergleichbarer Effektivität entwickelt.
So führt ein flexibler, als DES (duodenal-endoluminal sleeve) bezeichneter Schlauch, welcher in den Dünndarm eingebracht wird, im Tiermodell zu einem deutlich reduziertem Körpergewicht und verringerter Körperfettmasse. Neben dem Effekt auf das Körpergewicht verbessert sich durch diesen Eingriff auch der Fett- und Zuckerstoffwechsel, berichten die Wissenschaftler. Als mögliche Ursache hierfür sehen sie eine blockierte Nahrungsaufnahme im Bereich des DES sowie ein reaktives Schleimhautwachstum in den übrigen Darmabschnitten, welches zu einer verbesserten Nahrungsverwertung führt. Der Vorteil dieser Methode liegt in der unkomplizierten und risikoarmen Anwendung des DES, der zudem jederzeit wieder entfernt werden kann.
Damit gilt das Verfahren als ein vielversprechender neuer Therapieansatz für Adipositas und Diabetes. Weitere Studien sollen nun klären, welchen Einfluss der DES-Einsatz und der Gewichtsverlust auf das hormonelle Steuerwerk des Stoffwechsels haben. Das langfristige Ziel ist es, darin Strukturen zu identifizieren, die therapeutisch genutzt werden können, um die beobachteten Effekte des DES nachzuahmen oder zu verstärken. Die zahlreichen Folgeerkrankungen von Übergewicht und Adipositas, wie Typ-2-Diabetes, gehören zu den großen Volkskrankheiten in Deutschland.

Quelle: Deutsches Zentrum für Diabetesforschung, www.dzd-ev.de

Original-Publikation:
Habegger, KM et al (2013). Duodenal Nutrient Exclusion Improves Metabolic Syndrome and Stimulates Villus Hyperplasia, Gut, doi:10.1136/gutjnl-2013-304583

Deutsches Zentrum für Diabetesforschung beim EASD in Barcelona

Das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung (DZD) präsentierte sich umfangreich bei der 49. Jahrestagung der European Association for the Study of Diabetes (EASD) vom 23. bis 27. September 2013 in Barcelona.
DZD-Wissenschaftler waren im Vortrags- und Posterprogramm vielfältig vertreten, und der Stand des DZD im Associations’ Village zeigte sich wiederum als internationaler Treffpunkt. Auch Kongresspräsident Professor Andrew Boulton stattete dem DZD einen Besuch ab. Das hier angebotene Informationsmaterial des DZD u.a. mit der Broschüre zu den Arbeitsgruppen, Netzwerkprojekten und Forschungsschwerpunkten fand großen Anklang und bot den Aufhänger für zahlreiche Fachgespräche.
Der Kongress in Barcelona war mit über 18 000 Diabetes-Experten die bestbesuchte jemals durchgeführte Veranstaltung des EASD. Es kamen Teilnehmer aus weit über 100 Ländern. In 2014 wird die 50. Jahrestagung in Wien stattfinden.

Quelle: Deutsches Zentrum für Diabetesforschung

Mit Ballaststoffen Diabetes Typ 2 vorbeugen und besser managen

Bundesweit nehmen Männer und Frauen deutlich zu wenig Ballaststoffe zu sich. Dabei weisen Studien darauf hin, dass unabhängig vom Fettkonsum die Menge an verzehrten Ballaststoffen aus Getreideprodukten das Risiko eines Diabetes Typ 2 senken kann. Denn Ballaststoffe tragen zur Sättigung bei, senken die Energiedichte der Nahrung und glätten die Blutzuckerkurve nach Mahlzeiten. Damit können sie helfen, Übergewicht – eine der Hauptursachen von Diabetes Typ 2 – vorzubeugen und sie sind auch wichtige Helfer beim Diabetesmanagement. Die abrupte Umstellung auf eine ballaststoffreichere Kost kann mit Problemen verbunden sein, etwa Blähungen. Was bei einer Ernährungsumstellung auf eine ballaststoffreichere Kost beachtet werden sollte, erklärt die Ernährungsexpertin Dr. dipl. oec. troph. Astrid Tombek von der Diabetes Klinik Bad Mergentheim:

Die Ernährung ist für Menschen mit Diabetes Typ 2 wichtiger Bestandteil der Therapie. Ballaststoffe spielen hierbei eine entscheidende Rolle: „Wir empfehlen Menschen mit Diabetes, statt der empfohlenen 30 Gramm daher sogar 40 Gramm Ballaststoffe am Tag zu sich zu nehmen“, sagt Dr. Tombek. Laut der Nationalen Verzehrstudie nehmen Männer derzeit jedoch nur durchschnittlich 25 Gramm und Frauen 23 Gramm Ballaststoffe pro Tag zu sich. Vollgetreideprodukte wie Brot, Vollkornreis, -nudeln oder -flocken, Obst, Gemüse, und Hülsenfrüchte, also pflanzliche Nahrungsmittel, sind die Hauptlieferanten von Ballaststoffen. Chemisch gehören Ballaststoffe zu den Kohlenhydraten. In reiner Form sind sie fast kalorienfrei. Denn die menschlichen Verdauungssäfte greifen sie nicht an. Während der Verdauung verzögern Ballaststoffe die Aufnahme anderer Nährstoffe ins Blut, etwa von Zucker. Das wiederum wirkt sich günstig auf den Blutzuckerspiegel und die Sättigung aus. Erst im unteren Darm werden sie von der dort ansässigen Bakterienflora verstoffwechselt und tragen so auch zur Darmgesundheit bei.

„Die meisten Menschen mit Diabetes und solche mit einem erhöhten Risiko müssten ihren Ballaststoffkonsum fast verdoppeln, um die aktuellen Empfehlungen zu erreichen“, so Dr. Tombek. Vor allem zu Beginn der Umstellung auf eine ballaststoffreichere Ernährung kann es vorübergehend zu Unverträglichkeiten kommen. „Wichtig ist daher, die Ernährung schrittweise zu verändern“, rät Dr. Tombek. Eine professionelle Ernährungsberatung sei in jedem Fall empfehlenswert.

Eine zusätzliche Sättigungswirkung und ein Kalorienspareffekt können auch mit zugesetzten Ballaststoffen erreicht werden, wie etwa durch Zugabe von Kleie zu Brot oder von löslichen Ballaststoffen zu Milch oder anderen Getränken. „Für ältere Menschen mit Kau- und Schluckproblemen oder solche, die wenig Bewegungsmöglichkeit haben, kann ein solches Zusatzpräparat auch sinnvoll sein, um die Darmtätigkeit anzuregen“, so Tombek.

Quellen: Deutsche Diabetes Hilfe,
Nationale Verzehrstudie: http://www.mri.bund.de/fileadmin/Institute/EV/NVSII_Abschlussbericht_Teil_2.pdf